Es ist 1:30 … habe gerade das
Geschirr der gesamten Belegschaft fertig abgespült und die Wäsche unserer
Sprösslinge verräumt. Die Kleinen liegen alle schon lange im Bett und schlafen
seelenruhig … nicht einmal Adelin hat sich bis jetzt gemeldet.
Ich sitze im Büro vor meinem Computer … wie schön und
angenehm solche Momente sind … nach einem Monat „Tag-Tagdienst“ genieße ich nun
richtig den ersten Nachtdienst in meinem letzten Monat hier: Juni! Nachtdienst
bedeutet, endlich einmal Zeit haben für unbeantwortete E-Mails, Lesen - ohne
auf die Uhr zu schauen und heute u. a. ruhige Stunden um Bilanz zu ziehen! =)
Nun bin ich schon seit genau 8 Monaten hier im „Haus der
Hoffnung“ in Rumänien. Eine eigentlich relativ lange Zeit, auch wenn sie für
mich wie im Fluge vergangen ist!
Wenn ich mich so zurück erinnere, dann kommt mir in den
Sinn, wie anfangs alles noch so neu, ungeheuerlich und fremd war … und welche
„großen und kleineren“ Fragen mich beschäftigten.
Etwa wie sagt man „Danke“ auf Rumänisch - werde ich die
Sprache überhaupt jemals erlernen? Wie sind die Menschen hier? Kann oder besser
gesagt, sollte man ihnen vertrauen? Wie ist die Arbeit mit den Kindern? Werde
ich wirklich gebraucht? Welche Prioritäten setze ich mir hier im Haus und
welche Bedürfnisse sollte ich besser hinten anstellen? Wie werde ich die Kinder
mit meinem Verhalten prägen und was kann ich ihnen für ihr späteres Leben
mitgeben. Können sie an meiner Lebensweise erkennen, dass sie in einem
christlichen Heim aufwachsen, dass es anders ist als in staatlichen
Kinderheimen??
Im Gebet bombardierte ich Gott förmlich mit meinen Fragen
und Ängsten … und das eindrucksvolle war - er gab mir täglich Antwort. Schon
ziemlich bald erlernte ich einige hilfreiche rumänische Verständigungsworte und
merkte rasch, dass ich wirklich gebraucht werde. Manchmal fehlte mir zwar ein
wenig die Bestätigung, aber ich durfte auch dadurch lernen, dass es nicht
zählt, was man vor Menschen leistet, sondern, dass viel mehr wichtig ist, wie
Gott mich und meine Taten beurteilt und was er von mir denkt. Ja, meine
Beziehung zu meinem himmlischen Vater ist fester und inniger geworden.
Die Kleinen wurden von Tag zu Tag lebendiger und ich
durfte so viele Fortschritte miterleben … etwa wie von einem krabbelnden,
zähnelosen und relativ ruhigen Baby ein laufendes mit blitzweißen Zähnen und
alles nachplauderndes Kleinkind wird! Wie wohltuend es ist, wenn Ö. am Abend
im Bett meine Melodie vom Vortag nachsummt! Wenn N. am Morgen ganz laut schreit
„Mama, Anna, Schuhe!“ … Oder wenn sich nachts Eines nach einem Alptraum in
meinen Händen beruhigt und mit einem ruhigen Seufzer weiterschläft … solche
Augenblicke heben so manche Enttäuschung und Mutlosigkeit (die es ohne Frage
gab!!) auf.
Wie gut es tut, wenn man sich nach
8 Monaten endlich etwas heimisch fühlt, viele aus dem Dorf kennt, zusammen mit
Jugendlichen aus dem Dorf Volley spielt, an fast jeder Konversation teilhaben
kann und wenn einem das Nachhausegehen ohne Straßenlaterne fast nichts mehr
ausmacht!!
Was mir gerade durch den Kopf geht ist ziemlich
vielseitig. Mir kommen viele schöne und rührende Momente in den Sinn, dann
fallen mir extrem lustige Augenblicke ein, aber ebenso traurige, einsame und
hilflose Minuten, ganz alleine in meinem Zimmer fernab der Heimat.
Um meine Gefühle, Gedanken und Eindrücke der vergangenen
Monate festzuhalten bräuchte es vielleicht eher einen verfilmten Beitrag, aber
da ich mich auf Worte beschränken musste … möchte ich abschließend einige
Gründe nennen, weshalb ich ganz sicher mal wieder auf Besuch kommen werde:
J N.,
ein zierliches fesches Mädel, das mir abends vor dem Schlafengehen immer ein
herzhaftes
Busserl andreht.
J Ö., den vielleicht sensibelsten dafür aber
schokoladigsten Sängerknaben der Welt.
J R., ein süßer Kuschelbär (mit eingebautem kleinen
Dickschädel), der mich so herzhaft umarmt und
dabei kichert, dass ich ihn am liebsten
nie mehr wieder auslassen würde.
J C., der trotz seiner unzähligen MaxiCosi Stunden
dennoch so fröhlich und munter ist.
J E., der charmanteste aller Zwillingsbrüder auf Erden und
J R., seine verschmitzte bessere Hälfte.
J A., ein Klettermaxl wie er im Buche steht, aber total
folgsam und meistens unkompliziert.
J V., ein brummender und quietschender Showmaster - ein
lebendiges Wunder Gottes.
J A., wenn er lacht, dann geht die Sonne über Sambateni
auf … sogar in der Nacht!!
J G., der manchmal ziemlich unberechenbar, aber von Grund
auf ein echt lieber Fratz ist!!
Wie ich sie vermissen werde … aber zum Glück kann ich sie
in meinem Gebet immer begleiten und dankbar sein, dass ich einen kleinen Teil
ihres Lebens mit ihnen erleben durfte.